Am Freitag Abend machten Jan und ich uns auf den Weg an die Küstenstadt Swakopmund zu anderen Freiwilligen.
Da wir erst nach der Arbeit loskamen, waren wir nicht sicher, ob um die Uhrzeit noch Autos in die 3 Stunden entfernte Stadt fuhren, die uns mitnehmen konnten und so entschlossen wir uns, mit dem "Zug" zu fahren.
Ich war zwar ein bisschen verwirrt, aber machte mir keine weiteren Gedanken darüber, dass mich alle Einheimischen, denen ich von unserem Vorhaben berichtete, schockiert anschauten, als sie erfuhren, dass wir mit dem Zug fahren wollten.
Ich hielt es weiterhin für eine gute Idee, zumal der Zug laut Plan am Samstag Morgen um 5 Uhr in Swakopmund ankommen sollte, und wir uns somit sogar eine Nacht im Hostel sparen konnten.
Als wir jedoch um 19 Uhr am Bahnhof, der vermutlich seit der deutschen Kolonialherrschaft weder renoviert, noch in Schuss gehalten wurde, ankamen, stand weit und breit kein Zug, der nach Swakopmund fuhr.

Da man nach Walvis Bay normalerweise über Swakop fährt, stiegen wir in den ca. 40°C heißen Waggon, der wohl den ganzen Tag in der Sonne stand, wussten jedoch zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie sich der Waggon vorwärts bewegen sollte, da es ja wie gesagt nur ein Personenwaggon ohne Schaffner oder Führerstand war.
Nach einer halben Stunde im Zug wurden wir von einem anderen Zug gerammt, zumindest erhofften wir uns einen anderen Zug.
In Wirklichkeit waren es Güterwaggons, an die wir angekoppelt wurden, und die mit einer Höchstgeschwindigkeit von ca. 50km/h durch die Wüste fuhren und gefühlt jede Stunde anhielten, um andere Güterwaggons anzukoppeln.
Das erklärte auch die auf dem Plan vermerkte Fahrtzeit von 10 Stunden.
Aufgrund der typischen namibischen Pünktlichkeit kamen wir dann morgens um 7 Uhr in Swakop an. Erst war ich unsicher, ob wir wirklich schon aussteigen sollten, als der Zug anhielt, da weit und breit kein Bahnhof oder ähnliches zu sehen war.
Nur eine Erhöhung aus Beton mitten im Nirgendwo erleichterte uns das Aussteigen und wir machten uns dank Handy und GPS-Signal auf den Weg in Richtung City.
...Und wieder einmal war der Weg fast interessanter als das Ziel! :D
Nach einem kurzen Schläfchen leisteten wir den anderen Freiwilligen beim Frühstück Gesellschaft und erkundeten danach die Stadt.
Swakopmund liegt nördlich der Namib und westlich von Windhoek am Atlantik und ist sehr von der deutschen Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt.
Da es in Windhoek immer sehr heiß und trocken ist (zur Zeit hat es jeden Tag über 35°C und der "richtige" Sommer kommt erst im Dezember) kam mir das raue Küstenwetter mit ca. 20°C und der Nieselregen der Stadt, die nicht nur wegen ihrer Architektur als "südlichstes Nordseebad" bezeichnet wird, sehr gelegen.
Wäre ich nicht erst am Morgen durch die Namib, die älteste Wüste der Welt, gefahren, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ich mich wirklich im südlichen Afrika befinde.
Einzig die Palmen und der ständig wehende Sand der Wüste, welche von der Küste aus im Hintergrund zu sehen ist, lassen auf die Lage der ca. 40.000 Einwohner-Stadt schließen.
Am Strand aßen wir am Ende der "Jetty", einem 300 Meter langen Landungssteg zu Mittag. Das Essen in Swakopmund ist relativ günstig, ich hattte einen Muscheltopf inkl. Getränk und Nachtisch für 150 N$, das sind umgerechnet nicht einmal 10 Euro. Das war Grund genug, am Abend nochmals Essen zu gehen, zumal wir im Hostel keine Küche hatten, in der wir uns etwas hätten kochen können.
Obwohl ich kein Fan von typischen Touristenattraktionen bin, schloss ich mich danach den Anderen bei einer Quadtour durch die Wüste an, zumal es sonst außer Besuchen in günstigen Restaurants nicht wirklich viel in Swakop zu tun gibt.
Anfangs war mir noch unwohl, einfach so in den Dünen wie tausende von Touristen rumzucruisen aber mit der Zeit konnte ich mein schlechtes Gewissen ablegen und die Fahrt durch die Wüste, auf der man immer mal wieder das Meer sah, genießen.
Weiß bis heute nicht, was ich von den Attraktionen halten soll..
Am nächsten Tag ging es mittags wieder zurück nach Windhoek, diesmal in einem Großraumtaxi für umgerechnet 8 Euro innerhalb von 3 Stunden. Nächstes Mal gleich so, auch wenn der Zug eine Erfahrung wert war..